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 Berliner Zeitung 26.11.2004 Lichterkette aus Emails

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BeitragVerfasst am: 29.11.2004, 16:02    Berliner Zeitung 26.11.2004 Lichterkette aus Emails Antworten mit ZitatNach oben

Berliner Zeitung
Freitag, 26. November 2004 TAGEBUCH
Eine Lichterkette aus E-Mails
Birgit Walter
Wäre es nicht fabelhaft, wenn man das Versenden von E-mails ein
kleines bisschen verteuern könnte? Wenn es nur ein kleines bisschen mehr
kosten würde als gar nichts? Spam-Versender würden ihren Müll weniger
hemmungslos auskippen und Großgewerkschaften wie Verdi würden zehn Sekunden
lang nachdenken, bevor sie neurotisch Protest-Mail-Aktionen in Gang setzen,
die mehrere Bundestagsbüros mit hoch bezahlten Mitarbeitern lahm legen. So
ist es passiert. Die Enquete-Kommission "Kultur in Deutschland" hat zu
einer Anhörung im Bundestag über die Künstlersozialkasse aufgerufen. Die
Einladung war ein bisschen spitz formuliert, sie stellte unter anderem die
Frage, ob die KSK überhaupt erhalten werden kann. Tatsächlich hatte sich
gezeigt, dass immer mehr Künstler in die Kasse streben, wo gleichzeitig
immer weniger Unternehmen hier einzahlen, was zu Finanznöten führte. Die
Sorge um die Zukunft ist also Pflicht, die Frage nach dem Bestand klingt
eher scharf formuliert. Aber Fragen und Bestandsaufnahmen sind das
Wesen einer Enquete.

Bei Ansicht dieser Einladung wurden einige Profi-Gewerkschafter von Verdi
(Verband Deutscher Schriftsteller in Verdi Baden Württemberg) munter, und
das am Freitag nachmittag. Sie bereiteten den Aufruf vor,
eine "E-Mail-Lichterkette durch die gesamte Republik" zu bilden, der zum
Erhalt der Kasse auffordert: "Seid rasch. Verkünstelt euch dabei nicht!
Wenn 1 000 Mails eingehen, kommen die Damen und Herren beträchtlich ins
Schwitzen." In weitergesendeten Versionen wurden die zuständigen Herren
noch "profilierungssüchtige junge Hengste" genannt. Die Mail-Adressen der
Kommissions-Mitglieder waren als Links angefügt. Ein Klick ins Internet,
ein Anruf hätten Klarheit gebracht, dass diese Enquete als Anwalt der
Künstler unterwegs ist, dass die Anhörung der Sicherung der KSK dienen
sollte. Aber die Gewerkschafter hatten nicht Verantwortung oder Recherche
im Sinn, sondern Krawall.

Seit Montag kamen bei Gitta Connemann, Vorsitzende der Enquete, mehr als 3
000 E-Mails an, bei den anderen Mitgliedern einige weniger. Indessen trifft
auch eine Flut von Briefen ein. Aber den Postsack kann man vor dem Büro
stehen lassen, die elektronische Post ist sofort drin im Büro. Verdi hat
sich entschuldigt. Und jetzt? Jetzt sind die Sozialkommissionen des
Bundestages aufmerksam geworden durch das Geschrei. Es könnte schon bald
passieren, dass sie den Vorgang auf ihren Tisch ziehen. Dann befinden nicht
mehr Kulturvertreter, sondern Sozialpolitiker über die Künstlerkasse. Das
kann kein Vorteil sein für die Künstler. Sie sollten sich mit einer
Lichterkette aus E-Mails bei Verdi bedanken.


Rainer Bode

http://www.soziokultur.de/



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