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 Medien in den USA: Der Krieg der Bush-Männer

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KulturPro
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BeitragVerfasst am: 30.06.2005, 10:29    Medien in den USA: Der Krieg der Bush-Männer Antworten mit ZitatNach oben

Medien in den USA
Der Krieg der Bush-Männer

Liberale in Not: Mit Zensur und Sparbefehlen attackiert die konservative US-Regierung den öffentlichen Sender PBS.
Von Carla Palm

Shelby Knox, Schülerin aus Lubbock in Texas, ist eine gläubige Baptistin. Sie möchte als Jungfrau in die Ehe gehen. Das ist nicht so ganz einfach in einer amerikanischen Kleinstadt, in der die Schwangerschaftsrate unter Jugendlichen deutlich über dem Durchschnitt des Landes liegt.

Florin Krasniqi lebt in Brooklyn und rüstet gerade eine Guerilla-Armee im Kosovo mit Waffen aus, die er in Amerika billig aufkauft. Rafe Esquith, Lehrer aus Los Angeles, wiederum übt mit Kindern aus Immigranten-Familien Shakespeare-Aufführungen ein.

Lebenswege, die es nur im Land der unbegrenzten Möglichkeiten geben kann. Der öffentlich-rechtliche Fernsehkanal PBS erzählt in seiner Sendung Point of View, die nun in die 18. Saison ging, solche ungewöhnlichen Geschichten.


» Die Konservativen wollen die Medien um jeden Preis kontrollieren «

Mitchell McKinney, Medienwissenschafter an der New Yorker Columbia Universität

Nirgendwo sonst im amerikanischen Fernsehen finden anspruchsvolle Dokumentarfilme über querdenkende Jugendliche, passionierte Lehrer und potenzielle Terroristen einen Platz. CBS, ABC, NBC und Fox amüsieren sich mit Shows und Soaps und Serien durchs Leben. Doch seit PBS zur Zielscheibe von US-Präsident George W. Bush und seinen Helfershelfern geworden ist, hängt auch die Zukunft von Point of View am seidenen Faden.

Den Republikanern sind PBS und der ebenfalls öffentliche Radiosender NPR viel zu liberal in ihrer Berichterstattung. Um die angebliche Schieflage zu begradigen, durchsucht nun der mit Bush-Friends besetzte Rundfunkrat, die Corporation for Public Broadcasting (CPB), das Programm von PBS und NPR nach regierungsfeindlichen Inhalten.

„Ich habe den Eindruck, dass wir mit unserer Forderung nach ausgewogener Berichterstattung bei der PBS auf taube Ohren stoßen, trompetet der CPB-Vorsitzende Kenneth Tomlinson, ein verdienter Republikaner und professioneller Propagandamacher. Er setzte eigenmächtig ein externes Beraterteam auf verdächtige Sendungen und freigeistige Journalisten an. Unter Beschuss sind jetzt zum Beispiel der Talkshow-Veteran Bill Moyers, der angeblich zu viele progressive Studiogäste einlädt, sowie die bekannte Nachrichtensendung Newshour mit dem Berater Jim Lehrer.

Darüber hinaus will Kontrolleur Tomlinson den Radiosender NPR zu mehr Musiksendungen verdonnern. Angesehene Politikmagazine wie Democracy Now und All Things Considered, die dafür bekannt sind, internationale Nachrichten zu bringen und hintergründig über den Irak-Krieg zu berichten, drohen bei einer solchen Programmentschärfungsreform ganz wegzufallen.


Edward Kennedy

vergrößern Offenen Brief an Präsident Bush: Edward Kennedy
Foto: Reuters


Als kürzlich auch noch herauskam, dass die staatlichen Subventionen halbiert und das PBS-Kinderprogramm Ready to Learn eingestellt werden sollten, forderten 16 Senatoren der demokratischen Oppositionspartei den Präsidenten Bush in einem offenen Brief auf, seinen Strohmann Kenneth Tomlinson umgehend vom Amt zu entheben. Er würde das Ansehen und die Mission des öffentlichen Rundfunks in Amerika systematisch unterminieren. Zu den Unterzeichnern gehörten Joseph I.Lieberman und Edward M. Kennedy.

Nach einer Abstimmung im Repräsentantenhaus liegen die Kürzungen jetzt erst einmal auf Eis. Das Bombardement auf PBS werde aber weitergehen, meint Mitchell McKinney, Professor für Kommunikationswissenschaft an der Columbia Universität in New York. Der Experte beobachtet den Medienkrieg der Bush-Administration bereits eine ganze Weile: „Die Konservativen in diesem Land denken, dass die unabhängigen Medien für sie eine Gefahr darstellen. Von daher wollen sie die Medien um jeden Preis kontrollieren.”

Der öffentliche Rundfunk, so McKinney, sei eine der letzten nichtkommerziellen Nachrichtenquellen, die Amerika noch habe. Anders als in Deutschland, wo sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk über Gebühren finanziert, beziehen PBS und NPR etwa 15 Prozent des Budgets aus dem Staatshaushalt. Den Rest tragen Mäzene, Kleinspender und Mitglieder bei.

Auch die Filmemacherin Rose Rosenblatt, die für ihren Film The Education of Shelby Knox die Teenagerin aus Texas und ihre Familie drei Jahre lang begleitet hat, spürt den eisigen Wind von rechts. So schwer wie im Augenblick sei die Finanzierung von anspruchsvollen Filmprojekten noch nie gewesen, sagt sie. Rosenblatt kennt die Branche seit immerhin mehr als zehn Jahren. Ihr Fazit: „Es wird sehr viel Druck ausgeübt, mehr Filme mit konservativen Themen zu drehen.”

(SZ vom 29.06.2005)

Original: http://www.sueddeutsche.de/,trt2m1/ausland/artikel/776/55721/

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