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 Stonewall in Hamburg

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KulturPro
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BeitragVerfasst am: 30.07.2005, 19:47    Stonewall in Hamburg Antworten mit ZitatNach oben

wissenschaftlich-humanitäres komitee (whk)
Mehringdamm 61 10961 Berlin http://www.whk.de

Pressedienst whk2305/27.06.2005 - Inland/Homosexuelle/Geschichte -
Stonewall was a riot in Hamburg
Am 28. Juni vor 25 Jahren wehrten sich Homos beim ersten Hamburger "Gay Pride Day" tatkräftig gegen staatliche Bespitzelung / whk: Rosa Listen wieder aktuell

Vor 25 Jahren endete der erste Hamburger "Gay Pride Day" gegen den Schwulenparagraphen § 175 mit einem Polizeieinsatz gegen die friedlichen Demonstranten. Hierzu erklärt das wissenschaftlich-humanitäre komitee (whk):

Die Ereignisse um den ersten Hamburger "Gay Pride Day" am 28. Juni 1980 markieren einen wichtigen und unvergessenen Sieg der bundesdeutschen Schwulenbewegung gegen staatliche Repression. Zum ersten Mal wehrten sich mutige Lesben und Schwule tatkräftig gegen Polizeiwillkür und Bespitzelung und sorgten damit tagelang für bundesweite Schlagzeilen in den Massenmedien. Nach den Aktionen der Schwulenbewegung, die auf den Polizeieinsatz folgten, wagten es die Behörden jahrelang nicht mehr, an Schwulentreffpunkten regelmäßige Kontrollen und Razzien durchzuführen, wie sie seit der Adenauer-Ära immer noch üblich waren. Sollte es jemals so etwas wie ein deutsches Stonewall gegeben haben, dann vor fünfundzwanzig Jahren an der Waterkant: Stonewall was a riot in Hamburg.

Ursprünglich sollte die damals ab 11.30 Uhr von Hamburger Lesben- und Schwulengruppen angemeldete Demonstration gegen den seinerzeit noch gültigen Schwulenparagraphen § 175 und "gegen die Diskriminierung der Homosexualität" mit einem friedlichen Picknick im Schanzenpark enden. Die Entdeckung, daß die legale und angemeldete Demonstration von Jugendschutz und Polizei heimlich fotografiert wurde, brachte die Demonstrantinnen und Demonstranten jedoch in Rage. Als sie die Herausgabe der Filme forderten, griff uniformierte und bewaffnete Bereitschaftspolizei ein. Als daraufhin Demonstranten den Parkausgang blockierten, setzte die Polizei Gummiknüppel und Reizgas ein.

Als Folge Polizeiangriffs gründeten Hamburger Homogruppen nur zwei Tage nach der Demo, am 30. Juni, einen "Ermittlungsausschuß zum Nachweis der Rosa Listen" in den Verbrecherkarteien der Polizei. In den folgenden Nächten schlugen Homo-Aktivisten in Hamburgs öffentlichen Toiletten Einwegspiegel ein, durch die die Behörden jahrelang heimlich die als Homosexuellentreffpunkte bekannten Örtlichkeiten beobachtet hatte. Die Aktionen wurden fotografiert und die Aufnahmen der Presse zur Verfügung gestellt.

Schon am nächsten Morgen mußte der damalige Innensenator Werner Staak (SPD) einräumen, die Einwegspiegel seien "Relikte aus der Zeit einer schärferen Strafandrohung für homosexuelle Handlungen". Er ordnete einen sofortigen Stop der heimlichen Beobachtung an. Unterdessen forderten Homogruppen am 4. Juli per Flugblatt die Szene auf, "Fakten zur Existenz der Homosexuellenkarteien dem Ermittlungsausschuß zu melden." Schon wenige Tage später verfügte die Schwulenbewegung über zahlreiche Dokumente und Hinweise, die belegen, daß die Polizei Informationen über homosexuelle Personen und deren mehr oder weniger heimliche Treffpunkte in sogenannten Rosa Listen sammelt.

Nach Ansicht des whk machen die damaligen Aktionen beispielhaft deutlich, daß Erfolge im Kampf um gleiche Rechte für Lesben und Schwule nicht zuletzt durch phantasievolle Gegenwehr auch auf der Straße ereicht werden. Mit Stolz und Respekt grüßt das whk daher alle Frauen und Männer, die damals an den Aktionen gegen die Hamburger "Senats-Cowboys" beteiligt waren: Eure Courage zeigt uns, daß eine radikale und leidenschaftliche Sexualpolitik selbst einen scheinbar übermächtigen Gegner bezwingen kann.

Beunruhigend sind angesichts dessen für das whk aktuelle Meldungen, daß die Länderpolizeien auch nach der Streichung des § 175 vor zehn Jahren immer noch routinemäßig homosexuelle Personen und deren Treffpunkte in ihren Fahndungsdatenbanken erfassen. Der derzeitige Rosa-Listen-Skandal in Nordrhein-Westfalen zeigt, daß es offenbar weitreichender gesellschaftlicher Veränderungen bedarf, bis die seit mehr als hundert Jahren durchgeführte Bespitzelungspraxis unbescholtener Bürger endlich aufhört.


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