Musik aus Mittelalter und Gegenwart
Kompositionen von Hildegard von Bingen, aus dem Codex las Huelgas, Codex Levi und von Dorothée Hahne
Dorothee Oberlinger - Blockflöten
Dorothée Hahne - Live-Elektronik
Limitierte Sonderedition anlässlich des 50-jährigen Jubiläums von Soroptimist International Club Köln
[ 1 ] Dorothée Hahne: Speciosa [2003] für elektronisch bearbeitete Klänge der Kölner Domglocken
[ 2 ] Hildegard von Bingen: O Ecclesia [1999] Bearbeitung für Tenorblockflöte und Didgeridoo (Hahne/Oberlinger)
[ 3 ] Dorothée Hahne: commentari III [2000] für Sopranblockflöte und Live-Elektronik
[ 4 ] Codex las Huelgas: Virgo Sidus Aureum [2007] für Blockflöte Solo
[ 5 ] Codex Levi: Nani nani [2007] für Blockflöte Solo
[ 6 ] Dorothée Hahne: Dance macabre [2006] für Sopranblockflöte und Live-Elektronik :: mp3 Hörprobe ::
[ 7 ] Codex Levi: Una matica de ruda [2007] für Blockflöte Solo
[ 8 ] Dorothée Hahne: Luscinia [2007] für
Sopranblockflöte, Nachtigallstimmen und Live-Elektronik über die
"Englische Nachtigall" von Jacob van Eyck (Kompositionsauftrag
Soroptimist International Club Köln 2007)
Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums von Soroptimist International Club Köln fand
am 3. Juni 2007 im Kölner Museum für Angewandte Kunst als festlicher
Abschluss ein Konzert von Dorothée Hahne und Dorothee Oberlinger mit der
Uraufführung der Auftragskomposition "Luscinia" für Blockflöte &
Live-Elektronik statt, das in einer limitierten Edition in der edition
newsic für Soroptimist International Club Köln veröffentlicht wurde.
Aufgrund des grossen Erfolgs erscheint am 07.07.07 eine 2. limitierte
Auflage von 100 Stück, die ausschliesslich im newsic Onlineshop
erhältlich ist.
[ 1 ] Dorothee Hahne: Speciosa
Musik für elektronisch bearbeitete Klänge der Kölner Domglocken [2003]
Glockenklänge
begleiten unverändert seit Jahrhunderten die akustische Wahrnehmung der
Zeit. Digitalisiert und elektronisch durch Augmentation, Transponierung
und Frequenzfilter bearbeitet, erhalten die Klänge, die in der
Vergangenheit den Tagesablauf der Menschen strukturierten, neuartige
Transparenzen, die bisher überdeckte Klangspektren hörbar werden
lassen. Die verwendeten Klänge sind die der Preciosa,
Dreikönigenglocke, aber hauptsächlich der Speciosa, die als Brücke
zwischen der Pretiosa (g') und Dreikönigenglocke (h') mit dem Schlagton
a' erklingt. Die Komposition entstand im Auftrag des Kölner
Weihbischofs Dr. Hofmann und wurde anlässlich des 150jährigen Jubiläums
des Verein für christliche Kunst im Erzbistum Köln und Bistum Aachen
e.V. im Mai 2003 in Köln uraufgeführt.
[ 2 ] Hildegard von Bingen: O ecclesia
Bearbeitung für Tenorblockflöte / Didgeridoo [Hahne/Oberlinger 1999]
In
dieser freien Sequenz bezieht sich Hildegard von Bingen auf die
Märtyrerlegende der heiligen Ursula und ihrer vermeintlichen 11000
Jungfrauen und behandelt dieses Sujet zugleich als Allegorie auf die
Kirche. Von dieser Legende einer der populärsten Heiligen existieren
zahlreiche Variationen. Hildegard von Bingen (1098 - 1179), äbtissin,
Mystikerin, Prophetin, ärztin und Komponistin gehört zu den
bedeutendsten Frauengestalten weit über das Mittelalter hinaus. Sie
hinterliess ein umfangreiches Oeuvre von einstimmigen Vertonungen
eigener lateinischer Dichtungen, die in germanischer Choralnotation
überliefert sind. "O ecclesia occuli tui" bildet den Ausgangspunkt der
commentari- Kompositionen von Dorothée Hahne.
[ 3 ] Dorothee Hahne: commentari III
für Sopranblockflöte & Live-Elektronik [2000]
Dorothée
Hahnes 5-teiliger Zyklus commentari wurde speziell für Dorothee
Oberlinger komponiert und erfuhr im Juni 1999 beim Romanischen Sommer
in Köln seine Uraufführung. Darin "kommentiert" die Komponistin, gemäss
der ursprünglichen übersetzung des lateinischen Verbes (genau
überdenken), die Heiligenlegende aus dem ersten Jahrtausend, deren
Vertonung durch Hildegard von Bingen zu Beginn des 2. Jahrtausends und
bebildert wiederum das Geschehen in der ihr eigenen Musiksprache
unserer Zeit. commentari III, der vierte Teil des commentari-Konzertes,
wurde 2000 fertiggestellt. Die Sopranblockflöte spielt zu Beginn ein
Ostinato, das von der Elektronik wiederholt, treibender Rhythmus für
die virtuosen Kapriolen der Solistin ist, die gemeinsam mit den Klängen
eines startenden Helikopters enden.
[ 4 ] Codex las Huelgas: Virgo, Sidus Aureum
Die
Vertrautheit mit der Entwicklung der Mehrstimmigkeit des 13.
Jahrhunderts erweist der bedeutende Codex Las Huelgas (aus dem
Zisterzienserkloster Las Huelgas bei Burgos in Spanien) in dessen
Sammlung arabische, jüdische und europäische Stilrichtungen und Ideen
zusammen fliessen, die ausschliesslich für den Einsatz in der Liturgie
verfasst wurden. Die geistigen Impulse dieser Entwicklung führten zu
vielfältigen, ganz neuen musikalisch-poetischen Formen.
[ 5 ] + [ 7 ] Codex Levi: "Nani nani" & "Una matica de ruda" - Sephardische Volkslieder
Den
beiden Improvisationen liegen Lieder aus der Sammlung Levi zugrunde,
die zu den frühesten schriftlich überlieferten spanischen Liedern
gehört. Der Musikologe Isaac Levi hatte sich in den 50er Jahren des 20.
Jahrhunderts zur Aufgabe gemacht, die Musik der Sepharden, die sich
nach ihrer Vertreibung aus Spanien überwiegend im Mittelmeerraum
ansiedelten und dort ihre jüdisch-spanische Kultur weiterlebten,
aufzuspüren und zu sammeln.
Una matica de ruda gehört dabei zu
den bekanntesten sephardischen Hochzeitsliedern und ist mit
verschiedenen Melodien von Griechenland bis Südamerika verbreitet.
Allen Varianten ist das Motiv des Weinrautenstrausses gemein, das den
bösen Blick abwehrt und den Brautleuten Glück bescheren soll. "Mutter,
eine neue Liebe ist wie ein süsser Apfel und frisch wie eine Limone"
[ 6 ] Dorothee Hahne: Dance macabre [in memoriam Ingrid Kreutz]
für Sopranblockflöte & Live-Elektronik [2006]
Ausgehend
von dem mittelalterlichen Totentanz "ad mortum festinamus" aus dem
mittelalterlichen Codex Libre Vermell de Montserrat und inspiriert von
dessen Text, entstand für die Blockflötistin Maria Hoffmann (1.
Preisträgerin) anlässlich des ERTA-Wettbewerbs 2006 der "dance macabre"
für Blockflöte und Live-Elektronik. Uraufgeführt wurde der "dance
macabre" im Finale des Erta- Wettbewerbs. Die Elektronik besteht
einerseits aus einem Stereozuspielband, für das die Klänge des
Friedhoftors im Münsterländischen Schöppingen aufgenommen und in
verschiedenen digitalen Variationen bearbeitet wurden. Durch
Transposition und Dehnungen werden die Klänge des Friedhofstors zu
virtuellen Instrumenten, über denen sich die Live-gespielte Flötentöne
gemeinsam mit den Verzögerungseffekten im meditativen Ostinato
vervielfachen. Durch die überlagerungen der Delayeffekte entstehen
komplimentäre Rhythmen, die Assoziationen zum mittelalterlichen
Tanzschritt des Originals ermöglichen. Text und Original-Melodie des
mittelalterlichen Totentanzes lassen erkennen, das der Tod ein freudig
erwartetes Ereignis ist und das Leben bis dahin als eine Art Abschnitt
oder auch Vorbereitung auf das Leben nach dem Tod verstanden wurde.
[ 8 ] Dorothée Hahne: Luscinia
für Sopranblockflöte, Nachtigallstimmen & Live-Elektronik über die
"Englische Nachtigall" von Jacob van Eyck [2007 - Uraufführung]
Der
Gesang der Nachtigall, des unscheinbaren Vogels hat zu allen Zeiten mit
Ihrer Klangfülle die Seele des Menschen berührt, als Botin der Liebe
werden ihrem Lied besondere Heilkräfte nachgesagt. Sie inspirierte u.a.
den niederländischen Glockenspieler und zeitlebens blinden
Blockflötenvirtuosen Jacob van Eyck (1590 - 1657), auf dessen
"Englische Nachtigal" sich die Komposition Luscinia (Luscinia
megarhynchos = lat. Nachtigal) bezieht und diese mit natürlichen
Nachtigallgesängen in Beziehung bringt. Die romantisierte Nachahmung
des Originals und dessen Stilisierung, die echte und die künstliche
Nachtigall treten in klanglichen Dialog. Form, Struktur und Themen der
Komposition sind dem natürlichen Vogelgesang entnommen und erklingen
gemeinsam mit elektronischen Bearbeitungen der Vogelstimmen, um über
die Themen und Motive der Nachtigallaufnahmen in der Melodie der
englischen Nachtigall zu enden. Die Komposition entstand im Auftrag für
das 50-Jährige Jubiläum von Soroptimist International Köln und wurde
durch ein Stipendium der Gedok ergänzend gefördert.
newsic CD2007008 3. Auflage (on demand) LC 12580 Gesamtspiellänge CD: 47:23 min
Dieser Artikel wurde am Montag, 24. November 2008 eingetragen.